Alles, was das Handarbeitsherz begehrt

In apokalyptischen Zeiten fragen wir Materialinitiativen, was sie gerade so machen. Heute im Interview: Vera von kunZstoffe - urbane Ideenwerkstatt e. V. Der Leipziger Verein ist Vieles auf einmal: Materialsammlung, Offene Werkstatt, Workshop-Space und Kulturraum. Auf jeden Fall ein Ort, durch den Vieles entsteht.

TRASH: Ganz allgemein - wie funktioniert Euer Konzept?

kunZstoffe: Leute spenden uns Material, das zum Basteln, Werkeln und Handarbeiten wieder- oder weiterverwendet werden kann, z. B. Stoffreste, Überbleibsel von Bastelkoffern, bunte Deckel, Dosen, Farben etc. Auf Spendenbasis können diese Materialien aus unserer Sammlung entnommen werden. So entsteht ein Warenkreislauf, Müll wird vermieden und mitunter finden kleine Schätze neue Besitzer:innen. Daneben gibt es eine Offene Werkstatt, die zur Zeit leider nicht genutzt werden kann. Genauso wie Upcycling- und Bildungsworkshops, die normalerweise im krimZkrams stattfinden, aber COVID-19 bedingt gerade pausieren.

TRASH: Und wer spendet Euch Material?

kunZstoffe: Menschen, die ausmisten, umziehen, aufräumen oder gern sammeln.

TRASH: Welches Material bekommt Ihr am häufigsten zu Gesicht?

kunZstoffe: Alles, was das Handarbeitsherz begehrt: Stoffe, Garne, Wolle, Faden, Nadeln und KNÖPFE!!!

TRASH: Euer absoluter Ladenhüter?

kunZstoffe: CDs und Diarahmen werden wenig nachgefragt.

TRASH: Könnt Ihr uns eine Geschichte zu einem gespendeten Material erzählen?

kunZstoffe: Die Menschen und Dinge, die ins krimZkrams kommen, erzählen oft spannende Geschichten. Einige davon kann man in unserer Broschüre zum Projekt Materialreise/Erzählspende nachlesen. Eine lustige Anekdote abseits der Materialreise/Erzählspende dreht sich um den kieferorthopädischen Abdruck einen Unterkiefers, der kurioserweise in unserer Materialsammlung gelandet war und dort monatelang herumlag. Er fand schließlich doch noch eine sinnvolle Weiterverwendung als .... na? Genau: als Auffangbecken einer Kugelbahn.

TRASH: Wahrlich, eine kreative Verwendung! Im Angesicht der Apokalypse: wie läuft der Laden?

kunZstoffe: Das krimZkrams war bis 20. April geschlossen. Seitdem hat die Materialsammlung wieder geöffnet und wir hoffen, dass die Menschen das Angebot für ihre (Krisenzeit-) Projekte wahrnehmen und nutzen können. Die Offene Werkstatt bleibt vorerst geschlossen und auch die Workshops pausieren vorübergehend.

TRASH: Wisst ihr, welches Eurer Materialien die Apokalypse am längsten überlebt?

kunZstoffe: Schätzungsweise irgendwas aus Plastik. Oder Knöpfe. Knöpfe gibt es wie Sand am Meer. Theoretisch müsste nie wieder ein Knopf hergestellt werden, es gibt sie bereits zuhauf.

TRASH: Irgendwelche kreativen Tipps gegen die Langeweile?

kunZstoffe: Stempeln!!! Entweder aus Korken Motive ausschneiden oder Verpackungsmaterialien als Stempel verwenden, z.B. Luftpolsterfolie, Obstnetz, Klopapierrolle uvw. Damit können Kinder ab ca. 3 Jahre (Verpackungs-) Papiere, Karton, Postkarten, Bilder, Stoffe, Taschen und T-Shirts bedrucken.

TRASH: Wie kann man Euch gerade unterstützen?

kunZstoffe: Wer Baumwollstoffe hat, die nicht mehr gebraucht werden, kann sie uns spenden. Baumwollstoffe werden nämlich gerade vermehrt nachgefragt zum Masken nähen. Ansonsten hilft es uns, wenn die Menschen Materialspenden vorbei bringen und auch fleißig Material auf Spendenbasis aus unserem Laden mitnehmen.

Na dann, nichts wie hin da: www.kunzstoffe.de

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Langeweile ist ein produktiver Zustand

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Man kann auch auf Gebrauchtmöbeln sitzen