Restlos glücklich

In apokalyptischen Zeiten fragen wir Materialinitiativen, was sie gerade so machen. Heute im Interview: Sandra von Restlos - dem kreativen Upcyclingprojekt des Mütterzentrum e.V. Leipzig. Ziel des Projektes ist es, insbesondere Kindern und Jugendlichen durch das kreative Gestalten und Bauen mit Reststoffen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Umwelt- und Ressourcenschonung zu vermitteln.

TRASH: Ganz allgemein - wie funktioniert Euer Konzept?

Restlos: Wir sammeln ungefährliche Reststoffe, die eigentlich schon dem Müll geweiht waren und erhalten sie durch Weitergabe und Upcycling im Kreislauf. Menschen bringen Material, werkeln bei uns in der Halle oder holen sich Dinge auf Spendenbasis ab. Bei uns kann jeder seinen kreativen Ideen freien Lauf lassen, wir unterstützen gern bei der handwerklichen Umsetzung und bieten außerdem Workshops zum Erlernen diverser Handarbeits-/Handwerkstechniken an. Wir möchten damit die Menschen anregen zu erhalten, weiterzugeben, zu reparieren und viel weniger wegzuschmeißen.

TRASH: Und wer spendet Euch Material?

Restlos: Der größte Anteil kommt von Privatleuten, wir haben auch einige Materialien von Handwerker:innen, Läden und ein paar Firmen. Nachdem Menschen bei uns waren, sammeln sie auch gezielt und bringen es regelmäßig vorbei. Spannende Materialien finden sich aber auch immer wieder auf unseren täglichen Wegen durch die Stadt.

TRASH: Oh ja, da läuft uns auch immer mal wieder was über den Weg. Welches Material bekommt Ihr am häufigsten zu Gesicht?

Restlos: Plastik in allen Farben und Formen, aber auch sehr viel Stoffreste, was natürlich super für die Nähecke ist.

TRASH: Euer absoluter Ladenhüter?

Restlos: Videokassetten. Die will halt echt keine:r mehr haben. Aber letztens wurden mal Tischbeine zu einer schwarzen Tischplatte daraus gebaut, sah echt chic aus. Es besteht also Hoffnung. 😊 

TRASH: Habt Ihr eine coole Geschichte zu einem gespendeten Material auf Lager?

Restlos: Wir haben seit Anfang an einen Infusionsständer aus dem Altenheim als Plakataufhänger für unsere Mitmachangebote. Die Dinger sind total praktisch: auf Rollen, mit Haken und höhenverstellbar – und sie erzeugen jedes Mal ein Schmunzeln bei den Besucher:innen.

TRASH: Hehe, großartig! Und wie läuft’s bei Euch gerade?

Restlos: Momentan leider noch sehr ruhig. Privatleute nutzen vereinzelt schon wieder die freien Öffnungszeiten (Mo & Do 10 – 12 Uhr, Mo & Di 15 – 18 Uhr). Erste Kurse haben wir auch bereits wieder im Angebot. Unsere größte Kundschaft, die Gruppen aus Schulen und Kindergärten, dürfen nur leider momentan noch nicht zu uns kommen. Wir hoffen sehr, dass sich dies spätestens mit den Sommerferien wieder ändert.  

TRASH: Wisst ihr, welches Eurer Materialien die Apokalypse am längsten überlebt?

Restlos: Leider Plastik – das Zeug gibt’s zuhauf, zersetzt sich zwar irgendwann zu Mikroplastik, aber weg isses dann immer noch nicht. Schleust sich im Gegenteil in alle Nahrungsketten ein und richtet Unmengen an Schaden an.

TRASH: Absolut. Irgendwelche kreativen Tipps für die schöne Jahreszeit?

Restlos: Für die lauen Sommerabende: Windlichter bauen – alte Marmeladengläser o.Ä. mit bunten Bändern umwickeln, mit Acrylfarbe (Nagellack tut‘s auch) bemalen und Kerzen rein (am besten selbst gezogen aus alten Kerzenresten). Mit Blumendraht oder Wollresten (auf Abstand zur Flamme achten) lässt sich im Handumdrehen auch eine Aufhängung basteln.

TRASH: Wie kann man Euch gerade unterstützen?

Restlos: Kommt vorbei und werdet Restlos-Nutzer:in! Lasst euch von der Hallenatmosphäre, den Materialien und Werkzeugen begeistern und erzählt es weiter. Stellt euch tolle und individuelle Dinge her, spart Geld dabei und rettet die Sachen vor der Mülltonne.  

Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen: www.muetterzentrum-leipzig.de

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