Gaffa hält die Welt zusammen

In apokalyptischen Zeiten fragen wir Materialinitiativen, was sie gerade so machen. Heute im Interview: die Materialvermittlung zündstoffe aus Dresden. Sie gehört zum beeindruckend großen CoMaking Space #Rosenwerk des Konglomerat e.V. Gemeinsam fördern dort viele Hände eine ‘Kultur der Marke Eigenbau’.

TRASH: Ganz allgemein - wie funktioniert Euer Konzept?

zündstoffe: Easy, bei uns kannst Du Material, das wir als Spende bekommen haben, gegen eine Spende wieder abholen. Wir haben Öffnungszeiten für unseren Pop-up Store, zu denen jede*r herzlich eingeladen ist, oder man ruft uns einfach an. Dazu wollen wir Orte der Begegnung schaffen, wo man sich gemeinsam über Material, Materialität, ihre Verarbeitung etc. austauschen kann.

Foto: Z-Promi als Aufsteller, lebt wahrscheinlich ewig.

TRASH: Und wer spendet Euch Material?

zündstoffe: Von Lieschen Müller und Max Mustermann bis hin zu den großen Playern in der Dresdner Kulturszene.

TRASH: Welches Material bekommt Ihr am häufigsten zu Gesicht?

zündstoffe: Textil: Faserstoff, Gewebe, Stoff, Synthetics, Trikotage, Tuch, Wäsche, Webwaren, Wirkwaren, Weißwaren. Holz: MDF und HDF (Mittel- und hochdichte Faserplatten, Anmk.). Mittlerweile können wir wohl 100 Kleiderschränke mit Rückwänden versorgen.

TRASH: Euer absoluter Ladenhüter?

zündstoffe: Klebeband. Das war unsere erste Spende. 11 Kisten voll. Viel zu viel.

TRASH: Habt Ihr eine coole Geschichte zu einem gespendeten Material auf Lager?

zündstoffe: Die coolste Geschichte, die wir erzählen können, ist über viele Platten MDF. Wir haben im September 2018 eine Ausstellungsarchitektur der SKD (Staatliche Kunstsammlung Dresden, Anmk.) abgebaut. Aus den Platten sind nicht nur Messestände für den ChaosComputerClub entstanden, ein Teil wurde auch für das SKD in einer Rosenwerks internen Kollaboration mit der CNC-Werkstatt, Holzwerkstatt und zwei Designern aufgearbeitet und zu einem Kassenhäuschen verarbeitet. Dieses Häuschen ist der beste Beweis dafür, dass erstens Material die Idee macht, zweitens Wiederverwendung auch mega stylisch und funktionell sein kann und drittens Zusammenarbeit in einem Team mega geil und produktiv ist.

TRASH: Fancy Kassenhäuschen habt Ihr da gebaut. Im Angesicht der Apokalypse: wie läuft der Laden?

zündstoffe: Ruhig läuft der Laden. Wir haben im Angesicht der Apokalypse kaum Besucher*innen. Damit aber Dresden mit Behelfsmasken versorgt werden kann, haben wir unsere Baumwollvorräte der Allgemeinheit in Spendenboxen zur Verfügung gestellt. Aber wir arbeiten im Rahmen unserer Zukunftsstadtförderung gerade an einer digitalen Vermittlungsplattform, die auch dann für andere Kommunen einsetzbar ist. Das hält uns ganz schön auf Trab.

TRASH: Wisst ihr, welches Eurer Materialien die Apokalypse am längsten überlebt?

zündstoffe: Ganz klar: Klebeband - Gaffa hält die Welt zusammen.

TRASH: Irgendwelche kreativen Tipps gegen die Langeweile?

zündstoffe: Sucht euch einen Klotz aus Holz oder Stein. Ist egal. Dann Linoleum oder Moosgummi oder ein anderes Material, was man gut schneiden und ritzen kann. Überlegt euch ein Motiv und schneidet es aus dem Linoleum etc. aus. Klebt dies auf den Klotz und Zack-ferddich: Stempel.

TRASH: Ha, Ihr seid nicht die Ersten mit der Idee! Ist einfach zu gut. Wie kann man Euch gerade unterstützen?

zündstoffe: Du kannst uns mit den gängigen Formaten unterstützen. Eine Spende auf das Spendenkonto des Konglomerat e.V. unter der Angabe Zündstoffe; lass uns Freunde sein und folge uns auf IG @materialvermittlungdd oder fange bei Dir an und reduziere Deinen Materialverbrauch. Das ist ganz einfach. Versuche nach dem Prinzip „Das Material macht die Idee“ zu handeln.

Na dann, lass mal was da: www.materialvermittlung.org

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Langeweile ist ein produktiver Zustand